Melonen in der kühlen Thüringer Flussaue, noch dazu im Freien? Der Klimawandel macht’s möglich. Nachdem in den vergangenen Jahren einige Gemüsesorten aufgrund von Hitze und Trockenheit kaum Ertrag gebracht hatten, wurde in einigen Gärten in unserer Anlage mit neuen, wärmeliebenden Arten experimentiert, so z.B. mit Melonen und Süßkartoffeln. In diesem Beitrag soll es um Erfahrungen im Freilandanbau von Wassermelonen gehen.
Sortenwahl
Melonen gibt es in vielen verschiedenen Arten, Honig-, Galia-, Cantaloupe-, Charentais- oder eben Wassermelone, um nur einige zu nennen. Alle Arten lieben Wärme und reagieren vor allem als Jungpflanzen ziemlich empfindlich auf niedrige Temperaturen. Wassermelonen gelten gegenüber den anderen Arten als ziemlich robust, wobei es auch hier ein großes Spektrum gibt. Die Erfahrungen aus unserer Gartenanlage beziehen sich auf die Wassermelonensorte „Blacktail Mountain“, eine alte, samenfeste Sorte, die in den USA für den Anbau in nördlichen Bundesstaaten selektiert wurde. Angeboten wird sie u.a. bei Culinaris. Die Sorte wird dort mit einer guten Toleranz gegenüber Hitze und Trockenheit beschrieben und sie soll auch gelegentliche kühle Nächte im Mai und Juni vertragen. Außerdem soll „Blacktail Mountain“ zeitig ausreifen und bereits ab Juli Früchte liefern.
Aussaat und Pflanzenanzucht
Obwohl es inzwischen auch Melonen als Jungpflanzen beim Gärtner zu kaufen gibt, lohnt sich die Anzucht aus Samen. Bei guten Bedingungen dauert es ab der Aussaat ca. 6 Wochen um kräftige Pflanzen zu erhalten. Da das Auspflanzen erst nach den Eisheiligen oder besser sogar erst Anfang Juni erfolgen sollte, reicht es, Mitte April mit der Aussaat zu beginnen. Bei einer zeitigeren Aussaat müssen die Pflanzen mehrmals umgetopft werden, nehmen entsprechend viel Platz im Gewächshaus oder auf der Fensterbank ein und sind beim Pflanzen unhandlich.
Wichtig ist von Anfang an Wärme! Gerade zur Keimung sollte die Temperatur dauerhaft bei ca. 24 °C liegen, und diese Temperatur sollte möglichst stabil gehalten werden bis die ersten Laubblätter erscheinen. Beheizbare Zimmergewächshäuser sind eine gute Möglichkeit, diese stabilen Bedingungen zu schaffen. Oft sind diese Gewächshäuser für die Nutzung von Torfquelltöpfen vorgesehen und bieten für Melonen ausreichend Platz bis sich die Keimblätter voll entfaltet haben. Danach kann in größere Töpfe umgetopft werden. Aussaaterde ist für die Melonen dann bereits zu mager, besser ist normale Blumenerde, der pro Liter noch eine Handvoll Hornspäne untergemischt wurde. Die Pflanzen können ab jetzt an einem warmen, hellen Ort bis zum Auspflanzen weiterwachsen, z.B. auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer. Gegen „kalte Füße“ hilft eine Unterlage aus Styropor.
BeetVorbereitung
Als Starkzehrer benötigen alle Melonen ordentlich „Futter“. Wie Kürbisse und Gurken vertragen sie frische Mistgaben und können auch direkt auf Pferdemist wachsen. Zur Vorbereitung haben wir im März auf einem Beet von 5 Meter Länge und 1,5 Meter Breite einen ca. 30 cm tiefen Graben ausgehoben und den Aushub beiseite gelegt. In den Graben kamen einige Schubkarren Pferdemist, der zu einem Wall aufgeschichtet und mit Erde bedeckt wurde wurde. Oben wurde mit dem Pflanzspaten eine Rille zum Gießen geformt und danach alles mit schwarzer Mulchfolie bedeckt. Einige Kiesel in der Gießrinne sorgen dafür, dass die Folie an Ort und Stelle bleibt.
Abhärten der Pflanzen
Das Auspflanzen ist ein kritischer Zeitpunkt, bei dem viel schiefgehen kann und es ist sehr ärgerlich, wenn die Mühe mit den Jungpflanzen vergebens war. Das wird fast mit Sicherheit der Fall sein, wenn die bis dato im warmen Wohnzimmer herangezogenen Melonen direkt ins Freie gesetzt werden. Bis dahin haben die Pflanzen hinter Glas weder UV-Licht kennengelernt, noch Wind oder Temperaturen unter 20°C. Man sollte also bereits zwei Wochen vor dem Auspflanzen damit beginnen, die Pflanzen tagsüber an einem windgeschützten Platz an das Außenklima zu gewöhnen. Zuerst möglichst im lichten Schatten, bevor man sie schrittweise der volle Sonneneinstrahlung aussetzt. Nachts sollten die Pflanzen weiterhin im Haus oder in einem beheizbaren Gewächshaus bei mindestens 10°C untergebracht werden.
Auspflanzen
Das Auspflanzen ins Freie sollte auf jeden Fall erst nach den Eisheiligen passieren, besser sogar erst Anfang Juni. Die Sorte „Blacktail Mountain“ ist zwar tatsächlich recht robust gegenüber kalten Nächten im Frühjahr, die Pflanzen stagnieren aber nach einer solchen Nacht für einige Tage.
Gepflanzt wird bei Dammkultur in die der Sonne abgewandte Seite des Dammes. Die Mulchfolie wird mit einem Messer kreuzweise eingeschnitten, die Pflanze eingesetzt und angegossen. Nachdem alle Pflanzen eingesetzt sind, wird der Wall über die Gießrinne gewässert. Später muss nur noch über die Gießrinne gegossen werden, die Wurzeln wachsen zum Wasser. Der Gießaufwand hält sich beim Anbau auf Folie in Grenzen, beim 5 Meter langen Versuchsbeet waren es im Hochsommer drei 10-Liter Kannen Wasser alle drei Tage, bei kühlem Wetter entsprechend weniger.
Auch im Juni empfiehlt sich in unserer kühlen Flussaue anfangs ein Schutz aus Folie, da es weiterhin zu kalten Nächten kommen kann. Bei unserem Versuchsanbau wurde am 3. Juni bei tagsüber 20°C gepflanzt und die folgende Nacht wurde dann mit nur 2°C doch noch einmal unerwartet kalt. Nach der kalten Nacht sahen die Melonen etwas welk aus und brauchten ein paar Tage, um sich zu erholen. Es hätte sicher nicht geschadet, mit dem Auspflanzen noch bis Mitte Juni zu warten.
Bei bei Sonnenschein und hohen Temperaturen sollte die Folie tagsüber auf einer Seite geöffnet werden. Ab Ende Juni kann diese Folie meist wieder abgenommen werden. Unter direkter Sonneneinstrahlung ungefiltert durch Folie oder Glas bilden die Melonen mehr Zucker und damit bessere Früchte.
Pflege
Von der Wärmebedürftigkeit einmal abgesehen sind Wassermelonen beim Anbau auf Mulchfolie relativ pflegeleicht. Dank der schwarzen Folie und dem langsam verrottenden Pferdemist haben die Pflanzen auch an kühleren Tagen Wärme von unten und sind dadurch nicht so anfällig. Auch das Unkraut wird sich beim Anbau auf Folie in Grenzen halten. Schnecken können in feuchten Jahren ein Problem sein, wobei auch hier die Folie eine gewisse Schutzfunktion auszuüben scheint. Sicherheitshalber kann ein Mittel gegen Schnecken nach Anleitung ausgestreut werden. Gedüngt werden müssen die Melonen im Mistbeet nicht, der Mist liefert genug Nährstoffe.
Aufpassen sollte man bei sich kräuselnden, eintrocknenden Blättern an ansonsten gesund aussehenden Pflanzen. Die Ursache kann eine Pilzerkrankung sein, z.B. echter oder falscher Mehltau. Gegen den echten Mehltau hilft recht zuverlässig eine regelmäßige Spritzung mit verdünnter unbehandelter Milch oder etwas Naturjoghurt mit Wasser 1:20 verdünnt und mit der Spritze ausgebracht. Der echte Mehltau mag das saure Milieu der Milchsäurebakterien nicht und den Pflanzen schadet die Prozedur zumindest nicht, falls es sich um eine andere Krankheit handeln sollte. Bei unserem Versuchsanbau wurde ab Ende Juni alle ein bis zwei Wochen mit Milch gespritzt und ein beginnender Befall mit Mehltau konnte aufgehalten werden. Außer für Melonen eignet sich diese Behandlung auch sehr gut für Freilandgurken, Zucchini und Kürbis.
Ab Mitte Juni sollten sich an den Seitentrieben die ersten Früchte zeigen. Manchmal wird empfohlen, die Haupttriebe der Melonen nach dem vierten Blatt zu kappen, um damit die Bildung von Seitentrieben zu fördern. Wir haben auf das Kürzen verzichtet, da sich die Pflanzen schnell verzweigt und bereits zu Blühen begonnen hatten.
Das Fruchtwachstum kann ab jetzt sehr zügig vorangehen. Auch bei mehreren Früchten pro Pflanze wird anscheinend immer eine bevorzugt, die die anderen im Wachstum deutlich hinter sich lässt. Im Versuchsbeet war die erste Frucht am 17. Juni zu sehen. Sechs Wochen später am 28. Juli war die Melone mit über 6 kg ausgewachsen und erntereif. Die nächstkleinere, gleichzeitig gewachsene Frucht derselben Pflanze erreichte gerade einmal 800 g.
Die Früchte sollten immer trocken liegen und nicht direkt auf der Folie. Ein flacher Stein oder ein Holzbrettchen eignet sich gut als Unterlage. Beim Gießen muss darauf geachtet werden, dass möglichst wenig Pflanzenteile benetzt werden. Am besten also in die Gießrinne oder wie bei Tomaten in Gießtöpfe gießen.
Ernte
Wie erkennt man, dass die Melonen erntereif sind? Laut Anbauanleitungen klingen reife Melonen bei „Anklopfen“ hohl, haben einen gelben Punkt an der Auflagestelle sowie eine eintrocknende Ranke direkt an der Melonenfrucht. Wenn zum ersten Mal Melonen angebaut werden, ist man sich vielleicht unsicher, ob diese Eigenschaften nun zu erkennen sind oder nicht. Glücklicherweise scheint die Sorte „Blacktail Mountain“ sehr früh Zucker einzulagern und generell über einen längeren Zeitraum gut essbar zu sein. Zumindest konnten wir kaum Qualitätsunterschiede bemerken, ob es sich nun um Melonen an einer bereits völlig eingetrockneten Ranke gehandelt hat oder „grün“ geerntete. Bei allen vollreifen Melonen war aber ein gelber Fleck an der Auflagestelle deutlich zu erkennen.
Das Wichtigste: Wie schmecken die melonen aus dem eigenen Garten?
Unglaublich süß, saftig, knackig, lecker – wer hätte das gedacht. Trotz durchwachsenem Sommer waren durchweg alle Melonen hervorragend und den Exemplaren aus dem Supermarkt überlegen. Kein Vergleich zu den oft blassen, manchmal gummiartigen und wässrigen Importfrüchten. Sogar die letzten im Oktober geernteten Minimelonen (zwei Exemplare von 400 und 100 Gramm) waren noch süßer als die Supermarktware. Die Ernte von sechs Pflanzen war mit insgesamt 9 Früchten nicht riesig und es wäre wohl mehr geworden, wenn wir die ersten Früchte etwas zeitiger geerntet hätten. Die größte Frucht brachte es auf 6,5 kg, die meisten lagen bei ca. 3 kg. Wir werden das Melonenexperiment im nächsten Jahr auf jeden Fall fortsetzen und neben den bewährten „Blacktail Mountain“ den Anbau von Honigmelonen testen.