Wie bereits im Beitrag „Kleingärtnern in Zeiten des Klimawandels“ angekündigt, lief in unserer Gartenanlage im Winterhalbjahr 2023 / 2024 ein erster Versuch mit dem Überwinterungsanbau von Blumenkohl. Getestet wurde die Sorte „Walcheren Winter 5“, die bis -12°C frostfest sein soll. Hier folgt nun ein kurzer Bericht zu den Ergebnissen.
Warum Winteranbau?
Blumenkohl benötigt viel Wasser und leidet im Sommerhalbjahr unter einigen Schädlingen, allen voran Erdflöhen und weißen Fliegen, gegen die bei trockener, warmer Witterung auch mit Insektenschutznetzen kaum anzukommen ist. Der hohe Wasserbedarf stellt zumindest für Gärten ohne eigenen Brunnen eine Herausforderung dar und auch sonst ist der Gießaufwand im Sommer erheblich, will man schöne zarte Blumenkohlköpfe ernten. Im Winterhalbjahr sollte dagegen ausreichend Wasser durch Niederschläge vorhanden sein und auch die relevanten Schädlinge legen im Winter eine Pause ein. Gute Bedingungen also für den Blumenkohl, vorausgesetzt, die Sorte weist eine ausreichende Winterhärte auf.
Anzucht der Jungpflanzen
Selbst bei gut sortierten Gärtnereien sucht man die betreffenden Sorten leider oft vergebens, so dass die Anzucht aus Samen erfolgen muss. Die Sorte „Walcheren Winter 5“ wird bei etlichen Versandhändlern angeboten und scheint unter den Winterblumenkohlsorten die verbreitetste zu sein.
Die Aussaat soll laut Sortenbeschreibung im Juli erfolgen, wobei der Witterungsverlauf im Herbst und Frühwinter eine wichtige Rolle spielt. Die Pflanzen sollen gut ausgebildet und kräftig in den Winter gehen, aber noch nicht zu groß sein, andernfalls drohen Verluste durch Schneebruch. Im Versuchsanbau fand die Aussaat am 1. August statt und angesichts des warmen Herbstes auch noch zwei Wochen später erfolgen können. Gepflanzt wurde am 2. September auf Beete, die vorher mit Gurken und Mangold bestellt waren.
Pflege im Herbst
Auch im Herbst benötigt der Blumenkohl eine gleichmäßige Bodenfeuchte. Bei trockener Witterung ist also zu Gießen, was aber aufgrund der meist kühleren Witterung in größeren Abständen erfolgen kann. Der Boden ist möglichst frei von Unkraut zu halten, am besten durch häufiges Hacken. Eine Bodenbedeckung empfiehlt sich im Herbst nicht und würde nur den Nacktschnecken zugute kommen. Gegen diese sollte auf jeden Fall vorgegangen werden, da die Jungpflanzen andernfalls binnen einer Nacht kahlgefressen sein können. Im Versuchsanbau wurde dazu Schneckenkorn nach Anleitung verwendet. Kohlweißlinge fliegen so spät im Jahr nicht mehr, wohl aber die Kohleule, deren grüne Raupen auf den Pflanzen kaum zu erkennen sind. Außer akribischem Absammeln hilft dagegen nur ein Netz, wenn man auf Spritzmittel verzichten möchte. Das Wachstum der Kohlpflanzen verläuft bei günstiger Witterung ziemlich schnell, wie auf den folgenden Fotos zu sehen ist.
Den richtigen Zeitpunkt der Aussaat zu treffen, ist Glückssache. Sehr spät gesäte Pflanzen überleben den Winter oft nicht, zu früh gesäte nehmen je nach Witterung Schaden durch Schneebruch. In unserem Versuch war der Herbst ungewöhnlich lange warm und feucht, so dass die Pflanzen ziemlich groß in den Winter gegangen sind. Bei einem ersten Wintereinbruch Anfang Dezember konnte sich zeigen, wie die großen Pflanzen mit der Schneelast fertig werden.
Winterschutz
Walcheren Winter 5 soll mäßigen Frost bis -12°C vertragen und es gibt je nach Quelle unterschiedliche Aussagen dazu, ob ein Winterschutz nötig ist. Sicherlich hängt das auch mit den jeweiligen örtlichen Bedingungen zusammen. Bei unserem Versuchsanbau sind wir folgendermaßen vorgegangen:
Vor der ersten längeren Frostperiode wurde auf einem Beet reichlich Stroh locker zwischen und auf den Pflanzen verteilt und das Beet mit einem dünnen Flies abgedeckt. Die Strohpackung wurde während länger andauernder Warmphasen entfernt, ebenso das Flies. Das benachbarte Beet (abgeernteter Grünkohl sowie 6 Winterblumenkohl) wurde nicht geschützt. Ein weiteres Beet mit 8 Pflanzen wurde den gesamten Winter mit einem dünnen Flies bedeckt.
Bereits nach der ersten längeren Frostperiode (mehrere Nächte unter -15°C, Tiefstwert -17°C) waren die ungeschützten Pflanzen sichtbar geschädigt, während die Pflanzen auf den beiden Beeten mit Winterschutz äußerlich noch akzeptabel aussahen.
Das Ergebnis im Frühjahr: Alle 16 Pflanzen auf dem strohbedeckten Beet hatten den Winter gut überstanden und keine der ungeschützten Pflanzen hatte den Winter überlebt. Auf dem nur mit Flies geschützten Beet hatte 3 von 8 Pflanzen überlebt.
Einige Schäden gab es außerdem durch Nacktschnecken, die während der milden Witterungsperioden und besonders ab März aktiv wurden und für Löcher in den Blättern sorgten. Weitere Ausfälle gab es dadurch aber nicht.
Pflege im Frühjahr
Im Frühjahr soll der Blumenkohl möglichst rasch Köpfe bilden, bevor Kohlweißling und Co. dem Kohl ein Ende machen. Eine kaliumbetonte Düngergabe Anfang März kann dabei helfen. Da im Versuchsanbau ehemalige Gurken- und Melonenbeete mit entsprechender Mistdüngung genutzt wurde, fand keine weitere Düngung statt. Am 2. April war bereits der erste Blumenkohlkopf zu sehen. Die Blüten sind bei Walcheren Winter 5 recht gut durch die Laubblätter bedeckt, ein Umknicken ist meist nicht nötig. Sicherheitshalber wurde auf einem der Beete Anfang April ein Insektenschutznetz aufgebracht, wahrscheinlich unnötig, da auch die drei Pflanzen auf dem unbedeckten Beet nicht von Kohlweißling und Co. befallen wurden.
Die Ernte
Am 20. April gingen die ersten Pflanzen bereits in die Blüte und es wurde geerntet. Meist waren es ziemlich kleine Köpfe, einige waren bereits etwas weit aufgeblüht, was bei warmer Witterung schnell passieren kann. Geschmacklich waren der Blumenkohl trotzdem Spitze, mit sehr angenehmem Aroma ähnlich wie Brokkoli. Der Ertrag war mit 2,4 kg von 16 Pflanzen insgesamt ziemlich niedrig, aber dafür ist der Garten um ein Frühgemüse reicher, das auch noch ohne großen Gießaufwand angebaut werden kann. Wir werden auf jeden Fall weiter mit dem Winteranbau experimentieren.