Die Tomate ist mit Abstand das beliebteste Gemüse in Deutschland: Laut Statista.com liegt der Verbrauch bei knapp 28 kg pro Person und Jahr, weit vor Möhren, Zwiebeln, Gurken oder Kohl. Nur ein kleiner Teil der hierzulande verbrauchten Tomaten wird auch hier angebaut, für den Frischverzehr und oft in Direktvermarktung, meist im Gewächshaus oder unter Folie. Bei verarbeiteten Tomaten liegt der Importanteil bei fast 100% und ein kommerzieller Freilandanbau findet praktisch nicht (mehr) statt.

Die Hauptursache hierfür ist Phytophthora infestans, der Erreger der Kraut- und Braunfäule, die bei Tomaten im Freiland oft zum Totalausfall führt. Seitdem Anfang der 1990er Jahre Varianten des Erregers eingeschleppt wurden, die zur geschlechtlichen Vermehrung fähig sind, treten Jahr für Jahr neue Kombinaten auf, die vorhandene Resistenzen unterlaufen und kaum zu bekämpfen sind. An dieser Stelle setzt das Ökologische Freiland-Tomatenprojekt OekoTom an:

Das Projekt OekoTom hat das Ziel, neue Tomatensorten zu züchten, die eine umfassende Resistenz gegen Phytophthora infestans aufweisen und somit ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und ohne Regenschutz im Freiland angebaut werden können. Die Züchtung findet unter Leitung des Fach­ge­biets Öko­lo­gi­sche Pflan­zen­züch­tung und Agrar­bio­di­ver­si­tät der Universität Kassel statt. Dabei wird auf einen partizipativen Ansatz gesetzt und es werden neben Forschungseinrichtungen vor allem praktische Anwender in den Test der Sortenkandidaten einbezogen: Anbaubetriebe, Direktvermarkter, Solawis und eben auch Kleingartenanlagen. In diesem Jahr sind wir ebenfalls dabei, mit drei Gärten in unserem Verein sowie zwei Gärten im Verein „Am Habichtsfang Weimar“.

Unsere Sortenkandidaten

Ende Februar wurde uns das Saatgut zugestellt: jeweils ca. 60 Samen von vier Sortenkandidaten von Stabtomaten mit Fruchtgewichten zwischen 30 und 110g sowie sechs Päckchen der Sorten Primabella und Rondobella als Referenz. Das Saatgut wurde dann von uns auf sechs Projektgärten aufgeteilt, mit jeweils 10 Samen der Sortenkandidaten und einem Päckchen einer Referenzsorte. Ende März startet nun unser Versuchsanbau mit der Aussaat.

In den teilnehmenden Gärten steht jeweils eine unterschiedliche Fläche für den Versuchsanbau zur Verfügung. Im Beispiel unseres Gartens Nr. 47 sind es 21 m², so dass bei einem Reihen- und Pflanzabstand von 70 cm 27 Pflanzen Platz finden. Ausgesät wurde mit etwas Reserve, damit zur Pflanzung ausreichend Tomatenpflanzen zur Verfügung stehen. Bereits zur Aussaat wurden die Töpfchen mit den Sortennummern beschriftet, damit später alles gut zuzuordnen ist.

Das Versuchsbeet, eine ehemalige Staudengartenfläche, wurde im Herbst gerodet und umgegraben und im Frühjahr mit der Gartenfräse gelockert. Pro Pflanzstelle wurde 5 Liter Kompost und etwa 50 Gramm Hornspäne als Langzeitdünger eingebracht. Die Pflanzung wird dann ab Anfang Mai erfolgen, sobald nicht mehr mit Nachtfrösten zu rechnen ist. Während des Sortentests werden die Tomaten ähnlich wie normale Stabtomaten gepflegt. Allerdings wird vom Entfernen der unteren, alten Blätter abgesehen, da sich diese besonders bei leichtem Befall mit Krautfäule gut zur Dokumentation eignen. Die Ernte wird pro Pflanze gewogen, um auch eine Aussage über den Ertrag treffen zu können.

Das Versuchsbeet liegt am Rande des Gartens Nr. 47, so dass vom Hauptweg 3 der Projektfortschritt verfolgt werden kann. Wie bereits beim INCREASE-Projekt werden wir dort eine Hinweistafel aufstellen.