Tomaten werden im Kleingarten meist als Stabtomaten gezogen, was mit einigen Pflegemaßnahmen einher geht:
- regelmäßiges Anbinden der Pflanzen oder Einlegen in die Spiralstäbe
- regelmäßiges Entfernen der Geiztriebe, in der Hauptwachstumszeit mindestens wöchentlich
- Kappen der Pflanzen am Ende des Stabes
- je nach Fruchtbehang müssen die Stäbe oft zusätzlich gestützt werden, damit die schwerer werdenden Pflanzen stehen bleiben

Als fauler Gärtner schaut man daher neidisch auf den Feldanbau von Tomaten wärmeren Regionen. Hier werden üblicherweise Buschtomaten angebaut, die ohne aufwendige Pflege auskommen. Leider gab es bisher keine Buschtomatensorten, die sich für den ungeschützten Anbau im Freien in Deutschland eignen und eine hohe Resistenz gegen Krautfäule aufweisen. Daran hat sich nun mit der Zucht neuer, resistenter Sorten etwas geändert.
Die BuschtomatenSorte Gutingi
Seit diesem Jahr sind mit den Sorten Gutingi, Vivaoro und Vivarossa drei neue Buschtomatensorten verfügbar, von denen insbesondere die Sorte Gutingi eine sehr hohe Feldresistenz gegen Krautfäule aufweisen soll. Die Sorten stamme alle aus dem Zuchtprogramm der Universität Kassel, aus dem bereits Sorten wie Resibella und SunViva hervorgegangen sind. Die neuen Sorten werden von Culinaris als „Saatgut für wissenschaftliche Zwecke“ vertrieben, was wohl heißt, dass der Test der Sorten noch andauert. Wir haben uns für den Anbautest für Gutingi entschieden, eine rotfruchtige Sorten mit durchschnittlich 50g Fruchtgewicht, kompaktem Wuchs und geringen Ansprüchen an Düngung und Bewässerung, also ideal für den extensiven Anbau.
Extensiver Tomatenanbau
Um dem Motto „Tomatenanbau für Faule“ treu zu bleiben, haben wir uns am Feldanbau orientiert und die Pflegemaßnahmen auf ein Minium reduziert. Der Anbau fand auf einer Fläche von 6 Metern x 1,5 Meter statt, auf der im Vorjahr ein alter Himbeerbestand gerodet wurde. Der Boden wurde im Herbst umgegraben, im Frühjahr mit der Gartenfräse gelockert. Dünger wurde nicht eingebracht.
Anfang April wurde ausgesät und bis zum Auspflanzen Ende Mai zweimal umgetopft, zuletzt in Töpfe mit 15cm Durchmesser. Die Pflanzen waren beim Auspflanzen ca. 30 cm hoch, zeigten erst Blütenansätze und waren vom Wuchs nicht von gleichalten Stabtomaten zu unterscheiden. Gepflanzt wurde leicht schräg bis über das Keimblatt, in einer Reihe mit ca. 70 cm Abstand. Danach wurde das Beet mit zwei 75 cm breiten Streifen Mulchfolie abgedeckt, die mit Erde sowie einigen Brettern fixiert wurden. Der Bereich direkt um die Pflanzen wurde zusätzlich mit etwas Stroh gemulcht. Es wurde mit 5 Liter pro Pflanze intensiv angegossen, danach sollten die Pflanzen möglichst ohne weiteres Gießen auskommen.

Tatsächlich konnte Gutingi die versprochene Genügsamkeit in Bezug auf die Bewässerung unter Beweis stellen. Von Mitte Juni bis Mitte Juli gab es eine Trockenphase ohne nennenswerten Niederschlag bei hochsommerlichen Temperaturen. Die Pflanzen überstanden diese Durststrecke problemlos, wuchsen und blühten auch während der Hitzephase weiter. Ab Mitte Juni entwickelte sich dann auch der Pflanzentypus entsprechend einer Buschtomaten: Gutingi wächst determiniert, der Haupttrieb stellt das Wachstum bei einer Länge von ca. 50 cm ein und es werden Seitentriebe gebildet. Mit der Zeit bilden die Pflanzen kräftige Büsche, die sich mit zunehmendem Fruchtbehang auf den Boden neigen.
Hier zeigte sich ein weiterer Nutzen der Mulchfolie. Obwohl die Sorte tatsächlich sehr robust ist, kommt es bei direktem Aufliegen auf der Erde zu Schäden an den reifenden Früchten, durch Drahtwürmer und Schnecken, sowie durch Fäulnis an der Auflagestelle. Beim Aufliegen auf Folie kam es nicht zu diesen Schäden.

Verglichen mit zeitgleich gepflanzten Stabtomaten setzte die Ernte ca. 3 Woche später ein. Die ersten Früchten wurden Mitte August reif, danach folgten 6 Wochen mit reichen Erträgen, in der Haupternte von mehr als 10 kg pro Woche. Insgesamt wurde von 8 Pflanzen mehr als 25 kg Tomaten geerntet, pro Pflanze also ein beachtlicher Ertrag von mehr als 3 kg. Gutingi erweist sich damit als mindestens ebenso ertragreich wie eine sehr gute Stabtomate.
Das durchschnittliche Fruchtgewicht betrug 33 Gramm und lag damit etwas niedriger als in der Sortenbeschreibung angegeben. Dies ist sicherlich auch dem extensiven Anbau ohne regelmäßige Wassergaben zuzuschreiben. Neben recht großen Früchten bis 80 Gramm gab es viele Früchte in Untergröße.
Vom Typ ist Gutingi eine Salattomate. Die Früchte haben einen intensiven Tomatengeschmack mit angenehmer Säure und eignen sich sowohl für den Frischverzehr als auch für die Verarbeitung.
Obwohl die Pflanzen aufgrund des Fruchtbehangs dicht auf dem Boden aufliegen kam es auch während längerer Regenphasen nicht zu Blattkrankheiten oder Fäulnis an den Früchten. Gutingi ist tatsächlich ausgesprochen robust und hat eine sehr hohe Resistenz gegen Krautfäule. Die Pflanzen blieben bis zur Rodung vor dem ersten Frost gesund, mit grünem Laub und gut nachreifenden Früchten.
Fazit
Buschtomaten mit gutem Ertrag und ohne Krautfäule – mit Gutingi ist das auch im Kleingarten im Thüringer Ilmtal möglich. Im nächsten Jahr können die Tomatenstäbe also größtenteils im Schuppen bleiben, der Hauptertrag insbesondere für die Verarbeitung kommt ohne aus.
