Die Anbausaison neigt sich dem Ende entgegen und auch unser Tomatenanbau im Rahmen des Projekts OekoTom. Vier Sortenkandidaten sowie zwei Referenzsorten wurden uns von der Universität Kassel zur Verfügung gestellt und in drei Gärten in unserem Verein sowie in zwei Gärten im Verein „Am Habichtsfang Weimar“ angebaut. Hier folgen nun unsere Ergebnisse.
Nach einem holprigen Saisonstart inklusive Spätfrost und Neupflanzung verlief das weitere Wachstum der Tomatenpflanzen sehr zufriedenstellend. Die Pflanzen wurden eintriebig wie klassische Stabtomaten gezogen und entsprechend gepflegt, mit folgenden Ausnahmen:
- Geerntet wurde nur einmal pro Woche. Dabei wurde die Ernte pro Pflanze erfasst (Anzahl, Gewicht), sowie falls vorhanden kranke oder geplatzte Früchte.
- Das Ausgeizen wurde zusammen mit der Ernte einmal pro Woche vorgenommen, abgesehen von einer Pause von 3 Wochen, die zum Vergleich des Wachstums von Geiztrieben genutzt wurde.
- Es wurde keinerlei Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt, weder biologisch noch chemisch oder mechanisch. Insbesondere wurden alle Blätter bis zum Ende des Anbaus an den Pflanzen belassen.
Alle Pflanzen wurde nach dem 5. Fruchtansatz gekappt, spätestens aber auf Höhe der Tomatenstäbe.
Die weiteren Ergebnisse wurden am Versuchsfeld in Parzelle 47 ermittelt. Als Randpflanzen fanden Stabtomaten unbekannter Sorten Verwendung.

Zur Erfassung der Ergebnisse wurde das sogenannte Fieldbook genutzt, eine von der Universität Kassel zur Verfügung gestellte Tabelle. Neben der wöchentlichen Ernte wurde hier auch die Pflanzengesundheit dokumentiert. Dazu wurde Ende Juli und Anfang September jede Pflanze im Detail auf Befall mit Krautfäule oder Dürrfleckenkrankheit sowie generell auf Krankheitssymptome untersucht.

Pflanzengesundheit
Bis Anfang Juli verlief bei allen Sortenkandidaten, der Referenzsorte „Rondobella“ sowie den Randpflanzen unbekannter Sorte das Wachstum sehr gut und und ohne Anzeichen von Krankheiten. Ab Mitte Juli war dann zuerst bei den Randpflanzen und wenig später bei S05 ein leichter Krautfäulebefall zu erkennen. Bei S05 beschränkte sich der Befall auf die unteren Blätter und breitete sich bis zum Ende des Anbauversuchs nicht weiter als bis zum ersten Drittel der Pflanzenhöhe aus. Die Früchte von S05 waren nicht betroffen. Dagegen war bei den Randpflanzen ab Mitte August nahezu jede Frucht von Krautfäule betroffen und damit unbrauchbar.
Bei der zweiten Kontrolle Anfang September wiesen dann auch die Sortenkandidaten S14 und S20 sowie die Referenzsorte einen leichten Befall an wenigen alten Blättern auf. Auffällig gesund zeigte die Sorte S21, die bis zum Ende des Anbauversuchs dichtes, dunkelgrünes Laub ohne Krankheitsanzeichen aufwies.

Ertrag
Beim Ertrag gab es mit der Sorte S14 einen klaren Gewinner mit fast 2,7 kg reifer Tomaten pro Pflanze. S14 überzeugte auch mit dem Geschmack der Früchte sowie der vielseitigen Verwendung. S14 ist vom Typ eine Fleischtomate, gut platzfest und trotzdem mit angenehm dünner Schale, die sich bei Vollreife leicht pellen lässt.
Der Ertrag von S21 blieb etwas hinter der Referenzsorte zurück, obwohl es sich um eine relativ großfruchtige Sorte handelt. Vielleicht spielte hier das sehr dichte Laub und das kräftige Wachstum von Geiztrieben eine Rolle. Im Standardanbau hätte hier durch das Entfernen überzähliger Blätter eine bessere Reife der Früchte erzielt werden können.

Interessant ist auch ein Blick auf das Fruchtgewicht, im nächsten Diagramm als Boxplot dargestellt. Die Box zeigt dabei die Verteilung der mittleren 50%, im Bereich darunter und darüber das untere bzw. obere Quartil mit jeweils 25%. Sehr schön ist hier im Vergleich zur Referenzsorte die teils sehr breite Streuung der Fruchtgewichte zu sehen, die für marktfähige Sorten nicht wünschenswert ist. Für den Hobbygärtner ist die gleichmäßige Fruchtgröße gegenüber Eigenschaften wie Geschmack, Robustheit und Ertrag sicher weniger wichtig.

Verwendung
Insgesamt wurden vom Versuchsfeld in der Parzelle 47 von Ende Juli bis Ende September knapp 18 kg Tomaten geerntet. Hinzu kamen ca. 30 kg von Buschtomaten der Sorte „Gutingi“, die parallel für die Eignung zum extensiven Anbau getestet wurde (dazu später mehr in einem separaten Bericht). Bei diesen Mengen kommt der Frischverzehr schnell an die Grenzen und auch Familie, Freunde und Nachbarn können nur begrenzt Tomaten abnehmen. Was also tun? Ein Großteil der Tomaten wurde als Tomatensauce eingekocht:
- Blütenansatz entfernen, Tomaten waschen, halbieren
- Je ca. 6 kg im 10-Liter-Topf ohne Wasserzugabe aufkochen, ca. 10 Minuten kochen lassen
- portionsweise durch die „Flotte Lotte“ drehen
- alles noch einmal auf 95°C erhitzen und per Tricher in sterile Twist-Off-Flaschen abfüllen
Fertig ist die Grundlage für Tomatensaucen, Suppen, Aufläufe etc., die im Keller gelagert einige Monate hält und beim Verbrauch die Vorfreude auf die nächste Gartensaison weckt.
Unser Fazit
Unsere Vereinsmitglieder waren mit Freude beim Projekt dabei. Wir haben einiges über den Prozess der klassischen Sortenzucht erfahren, konnten mit einigen aussichtsreichen Sortenkandidaten experimentieren und nebenbei beachtliche Erträge erzielen. Gerne sind wir auch im nächsten Jahr wieder dabei, um den Anbau im Kleingarten zu testen und einen kleinen Beitrag zur Zucht resistenter Freilandtomaten zu leisten.